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Wie MBA-Programme an deutschen Fakultäten Fuß fassten

20. Oktober 2022

Ann-Christine Schulz vom Institute for Digital Transformation & Strategy (IDS) geht der Popularität von MBA-Programmen an deutschen Hochschulen auf den Grund.

MBA-Abschluss
Fotocredit: © MD Duran on Unsplash

Bis in die späten 1990er Jahre war Deutschland im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern bei MBA-Programme mehr oder weniger eine „terra incognita“. Knapp 100 Jahre lang hatte sich im deutschsprachigen Raum eine wissenschaftlich-orientierte Lehre der Betriebswirtschaft etabliert, die weitestgehend immun gegenüber den Modellen aus dem anglo-sächsischen Raum war. Umso erstaunlicher ist, dass in den letzten zwei Jahrzehnten eine Trendumkehr zu beobachten war. Immer mehr Hochschulen führten MBA-Programme nach amerikanischem Vorbild ein.

In einem aktuellen Artikel, der in der renommierten Fachzeitschrift „Academy of Management Learning & Education“ veröffentlicht wurde, untersucht Ann-Christine Schulz (Institute for Digital Transformation & Strategy der FHWien der WKW) mit ihren Co-Autoren Kerstin Fehre (Vlerick Business School) und Simon Oertel (Paris Lodron Universität Salzburg) die Gründe für diesen Wandel. Auf Basis einer empirischen Analyse von 86 deutschen Universitäten im Zeitraum von 1999 bis 2015 zeigen die WissenschaftlerInnen, dass institutionelle Faktoren die Verbreitung von MBA-Programmen beeinflusst haben.

In einer sich verändernden und zunehmend marktorientierten Hochschullandschaft haben vor allem private Business Schools mit ihren MBA-Programmen zur Trendumkehr beigetragen. Auf Ebene der öffentlichen Hochschulen hatte der spezifische Gründungskontext der Universitäten sowie Imitationsdynamiken einen wichtigen Einfluss auf die Einführung dieser Studiengänge. Überraschenderweise wurden MBA-Programme gerade von älteren, etablierten Universitäten recht frühzeitig angeboten. Nachahmungseffekte trugen dann zu ihrer weiteren Verbreitung bei. Damit sind es gerade die privaten Hochschulen und öffentlichen Eliteuniversitäten, die eine Etablierung der anglo-sächsischen Tradition als Teil der deutschen Hochschulbildung ermöglicht haben. Dieser Befund unterstreicht ihre Bedeutung als „Change Agents“ im deutschsprachigen Hochschulsektor.

Zum Abstract bei Academy of Management Learning and Education