Anlässlich des aktuellen Public-Value-Berichts hat der ORF WissenschaftlerInnen um ihre Einschätzung gebeten. Gisela Reiter vom Studienbereich Journalism & Media Management diskutierte die Ergebnisse im ORF-DialogForum und bot wissenschaftliche Einschätzungen zu relevanten Themengebieten.
Jedes Jahr werden rund 100 ORF-MitarbeiterInnen bzw. -Produktionen für ihre journalistische und künstlerische Arbeit ausgezeichnet. Der aktuelle Public-Value-Bericht präsentiert eine Auswahl der PreisträgerInnen und hat WissenschaftlerInnen um einen Public-Value-Check gebeten.
- Woran lässt sich Medienqualität erkennen?
- Wie wird dadurch der öffentlich-rechtliche Auftrag erfüllt?
- Und nicht zuletzt: Wem nützt der ORF und wie?
Diese Fragen wurden am 13. Mai 2025 im ORF-DialogForum im RadioKulturhaus diskutiert. Gisela Reiter vom Studienbereich Journalism & Media Management war eine DiskussionsteilnehmerIn und eine der WissenschaftlerInnen, die Aspekte des ORF Programms im Bericht kommentieren. Die Aufzeichnung der Gesprächsrunde ist auf zukunft.orf.at nachzusehen.
Die Kommunikationswissenschafterin ist mit Ihrer Einschätzung zu den Themengebieten „Wissen“, „Unterhaltung“, „Integration“, „Identität“ und „Innovation“ im aktuellen Public-Value-Bericht vertreten:
… zum Thema WISSEN:
„Geschichtliche Daten und Fakten kommen oft ein wenig verstaubt daher – hier können neue Formate und Erzählweisen wie in der Radio-Serie „4000 Jahre Niederlagen“ einen Mehrwert für die HörerInnen bieten, denn genau das sollte der ORF für seine Angebote berücksichtigen: Unterhaltung mit Haltung. Historische Zusammenhänge mit viel Humor und aus einem anderen Blickwinkel zu präsentieren ist dabei der Schritt in die richtige Richtung.“
… zum Thema UNTERHALTUNG:
„Der ORF ist seit Jahren dafür bekannt, erstklassige Informationen zu bieten, nur bei den Unterhaltungsformaten hat sich manchmal Kritik eingeschlichen. Es sollte den MediennutzerInnen viel öfter vor Augen geführt werden, wie wichtig der ORF für die österreichische Filmlandschaft ist und welche hochkarätig besetzten Filmproduktionen der ORF zur Verfügung stellt. So kommt mit dem Landkrimi „Das Schweigen der Esel“ eine weitere Komponente hinzu: Es werden nicht nur lokale Gepflogenheiten in die Geschichte eingebaut, sondern hier wird auch Dialekt gesprochen. Ein weiterer Beitrag für die Auseinandersetzung mit der Vielfalt unterschiedlicher Sprachen und kultureller Besonderheiten innerhalb Österreichs.“
… zum Thema INTEGRATION:
„Die journalistische Funktion, schwere Missstände aufzudecken und die gesellschaftliche Debatte dahingehend anzuregen, findet im mit dem Robert-Hochner-Preis ausgezeichneten Beitrag „Wuchermieten“ anschaulich statt. Es stellt sich in diesem Zusammenhang allerdings die Frage, ob ein TV-Beitrag allein Druckmittel genug ist, um hier weitreichende politische Konsequenzen zu erreichen. Vielleicht sollte der ORF auch auf anderen Plattformen die Möglichkeit bieten, Ungerechtigkeiten und Missstände einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.“
… zum Thema IDENTITÄT:
„Den Fokus auf historisch manchmal wenig beachtete und dennoch einflussreiche Frauen ins Zentrum zu legen ist zeitgemäß und wichtig. Storytelling, das Geschichte auch anhand von Einzelschicksalen greifbar macht, hebt vermeintlich verstaubte Historie in die Gegenwart.“
… zum Thema INNOVATION:
„Generative KI kann halluzinieren, und wenn ungeprüfte bzw. falsche Informationen durch den ORF veröffentlicht werden, kann dies zu einem enormen Vertrauensverlust führen. Öffentlich-rechtliche Medien wie der ORF müssen hier transparent mit dem Einsatz von KI umgehen und die Qualitätssicherung klar kommunizieren. Eine Kooperation zwischen anderen öffentlich-rechtlichen Medien macht Sinn in diesem Zusammenhang. Man muss sich auf klare gemeinsame Qualitätsstandards einigen und diese auch nachdrücklich and die NutzerInnen kommunizieren.“