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STUDIO! Ausgabe 1/2024

Alumni Story: Martin Judex

Was macht eigentlich ein Agile Coach? Bei der Lösungssuche für das eigene Familienunternehmen stieß Martin Judex auf das Konzept agiler Arbeitsweisen. Damit brachte er nicht nur den heimischen Betrieb auf die Erfolgsspur, sondern schlug auch persönlich einen neuen Berufsweg ein.

Text: Doris Neubauer

Während meiner Lehrjahre bestand unser Familienunternehmen nordfishing77 nur aus einem Online-Shop für Angelbedarf. Wir haben dann rasch nacheinander drei Filialen eröffnet und sind von zehn auf 50 Mitarbeitende gewachsen. Das brachte entsprechende Herausforderungen mit sich. Eine zentrale Frage war, wie man den Online-Shop bestmöglich an das restliche Unternehmen anbindet. Antworten fand ich in agilen Arbeitsweisen, die ich durch meinen Master in Management Psychology an der britischen Universität von Nottingham kennenlernte. Motiviert dazu hat mich außerdem mein Bachelorstudium in Marketing & Sales an der FHWien der WKW, in dem ebenso der Mensch – hier aus ökonomischer Sicht – im Fokus stand.

Agile Methoden und Tools unterstützen Teams oder Organisationen, eigene Strukturen und Prozesse schnell und unkompliziert an neue Anforderungen anzupassen. In unserem Familienunternehmen habe ich beispielsweise crossfunktionale Teams aufgebaut, in denen die Zuständigen für den Online-Shop mit dem Einkauf, den Sachbearbeiterinnen und dem Marketing zusammenarbeiten. Weil verschiedene Perspektiven so in einen gemeinsamen Rahmen gesetzt werden, entsteht erst gar kein hermetisches »Silo-Denken«. Als die Corona-Pandemie die Zusammenarbeit wiederum verändert hat, habe ich mich intensiver mit Agilität auseinandergesetzt und eine Ausbildung zum Agile Coach gemacht. Heute unterstütze ich bei der Management- und IT-Beratungsfirma Capgemini die Teams unserer Kunden dabei, mit Veränderungen umzugehen.

© Privat

Meetings, Trainings und Workshops – so würde ich meinen Arbeitsalltag beschreiben. Am Beginn eines Projekts setze ich mich mit dem Management zusammen, um die Problemstellung kennenzulernen. Manchmal unterstütze ich sogenannte »Trains«-Schlüsselpersonen wie den Product Manager in der agilen Zusammenarbeit. Meist geht es darum, Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten. Wie auch im Coaching üblich, löse ich nicht die Aufgaben für sie, sondern helfe ihnen und dem »Train« zur Selbsthilfe, also dabei, eigene, für alle passende Lösungen zu finden.

Essenziell sind regelmäßige Treffen im Team, um Leistungen und Ziele für die nächsten Arbeitsetappen (Sprints) abzustimmen. In Reflexionsmeetings wiederum schaut man auf die geleistete Arbeit zurück und prüft, wo man optimieren kann. Die Kommunikation findet immer auf Augenhöhe statt. Entscheidungen werden im Team getroffen. Wenn ich erlebe, dass KollegInnen aufblühen, Ideen einbringen und Freude am Arbeiten finden, dann habe ich und haben wir gemeinsam gute Arbeit geleistet!

Diese Skills braucht man als Agile Coach:

  • Selbstreflexion
  • Neugierde
  • Geduld
  • Lern- und Weiterbildungsbereitschaft
  • Moderations- und Coachingskills
  • Interesse an Menschen und Organisationen
STUDIO! 1/2024 Cover