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“Zufußgehen in der Inneren Stadt”: Lessons to learn für Planungsprozesse

15. Mai 2025

Im Rahmen ihres Forschungsprojekts „Learning Journey – Zufußgehen durch die Innere Stadt“ untersucht die Stiftungsprofessorin für nachhaltige Stadt- und Tourismusentwicklung Cornelia Dlabaja zentrale Herausforderungen und Lösungsansätze für die Stadtentwicklung im ersten Bezirk Wiens. Im Fokus steht dabei, wie Planungsprozesse nachhaltiger, inklusiver und lebenswerter gestaltet werden können – für BewohnerInnen, TouristInnen und Wirtschaftstreibende gleichermaßen.

Vier Plätze, viele Perspektiven: Die Fallstudien

In einem ersten Schritt analysierte Dalabja gemeinsam mit betroffenen Akteuren vier zentrale Plätze in der Inneren Stadt: Michaelerplatz, Schwedenplatz, Heldenplatz und Albertinaplatz. Dabei wurden besonders die Qualität des öffentlichen Raums, die Dichte durch Tourismus, Verkehrsplanung, Besitzverhältnissen und Alltagsnutzung untersucht. Zum Einsatz kamen dabei Methoden wie Akteursanalysen, Spaziergänge mit BewohnerInnen und EntscheidungsträgerInnen, Interviews mit Stakeholdern sowie Sozialraumanalysen mit internationalen Studierenden. 

Gerade die Vielfalt der Interessen – von AnrainerInnen über TouristInnen bis zu UnternehmerInnen – zeigte, wie komplex die Anforderungen von zukünftigen Planungsprozessen in der Innenstadt sind. Die Herausforderungen reichen von Barrierefreiheit und Verkehrssicherheit über Klimaanpassung und Aufenthaltsqualität bis hin zu den oft undurchsichtigen Besitzverhältnissen, die Planungsprozesse erschweren. 

Lessons to learn: Was Stadtplanung im 1. Bezirk braucht

Im April 2025 bat Dlabaja zum Runden Tisch mit VertreterInnen aus Politik und Planung, um zentrale Aspekte und Erkenntnisse für zukünftige Stadtentwicklungsprojekte herauszuarbeiten. Dabei ging es vor allem um die Perspektiven von lokalen Planungsinstitutionen und der Bezirkspolitik sowie um die Auswirkung des regenerativen Tourismus auf lokale Nachbarschaften im Bezirk.  

An dem Workshop an der FHWien der WKW nahmen Elisabeth Tanzer (Bewohnerin und Bezirksrätin), Melanie Salis-Samaden (Bewohnerin und Bezirksrätin) sowie Tarek Diebäcker (Planer Grätzellabor Innere Stadt) teil und in ihrer Diskussion kristallisierten sich folgende Erkenntnisse für die zukünftige Gestaltung von Stadtentwicklungsprojekten heraus:  

  • Netzwerkbildung und Zusammenarbeit: Es braucht ein Netzwerk, das alle relevanten Akteure – von Magistraten über Bezirksvertretungen bis zu lokalen Initiativen und Wirtschaftstreibenden – frühzeitig und kontinuierlich einbindet. Nur so können komplexe Besitzverhältnisse und unterschiedliche Interessen transparent gemacht und gemeinsam Lösungen entwickelt werden. 
  • Transparente Besitzverhältnisse: Am Beispiel Schwedenplatz zeigte sich, wie wichtig es ist, vor Planungsbeginn die Eigentumsverhältnisse zu klären. Fehlende Einbindung einzelner Grundeigentümer kann Projekte massiv verzögern oder sogar verhindern. 
  • Ganzheitliche Gestaltung statt Flickwerk: Der sogenannte „Fleckerlteppich“ an Einzelmaßnahmen entsteht oft aus Budgetzwängen und fehlender Gesamtstrategie. Ein übergeordnetes Gestaltungskonzept, das von allen politischen Ebenen getragen wird, könnte hier Abhilfe schaffen. 
  • Partizipation und Motivation: Die Beteiligung der Bevölkerung ist essenziell, stößt aber im ersten Bezirk oft an Grenzen. Viele BewohnerInnen sind durch langwierige Prozesse und geringe Erfolgsaussichten entmutigt. Es braucht neue Formate, die Anliegen bündeln und gezielt in die Planung einbringen. 
  • Klimaanpassung und Aufenthaltsqualität: Begrünung, Kühlung und eine bessere Aufenthaltsqualität stehen im Fokus der nächsten Jahre. Technische Hürden wie unterirdische Leitungen erschweren die Umsetzung, dennoch gibt es Potenzial für temporäre Lösungen und Best Practices aus anderen Städten. 
  • Verkehr und Orientierung: Die Verkehrsberuhigung im ersten Bezirk ist ein zentrales Thema. Ein digitales Zulassungssystem für Busse und ein verbessertes Leitsystem für FußgängerInnen und TouristInnen könnten die Sicherheit und Orientierung deutlich erhöhen. 

Ausblick: Weitere Schritte des Forschungsprojekts

Die Ergebnisse der “Learning Journey” fließen in ein von Cornelia Dlabaja entwickeltes White Paper ein, das konkrete Handlungsempfehlungen für Politik und Verwaltung formulieren soll. Ziel ist es, die Wiener Innenstadt als lebenswerten, nachhaltigen und vielfältigen Raum zu sichernfür alle, die hier wohnen, arbeiten oder zu Besuch sind. Die Erkenntnisse werden beim kommenden Städtebundtag präsentiert und sollen als Impuls für Stadtentwicklungsprozesse weit über Wien hinaus dienen.