Anfang Juli 2025 reisten Studierende des Studienbereich Journalism & Media Management der FHWien der WKW für eine Woche nach Warschau für den zweiten den zweiten Teil der International School of Multimedia Journalism (ISMJ). Die Initiative, die heuer ihr zehnjähriges Bestehen feiert, ist ein Kooperationsprojekt mit der School of Journalism and Communication der Ukrainischen Katholischen Universität (UCU) Lwiw und bringt Journalismus-Studierende aus Österreich, Dänemark, Georgien und der Ukraine zusammen, um gemeinsam multimediale Projekte zu realisieren.
Das seit 2015 existierende Programm besteht traditionell aus zwei Teilen: einer Winterwoche in Wien und einer Sommerwoche in Lwiw, Ukraine. Aufgrund der russischen Aggression und des Krieges in der Ukraine fand auch heuer die ukrainische Woche des Programms in Polen auf Einladung des Österreichischen Kulturforum in Warschau statt. Mit der Warsaw School of Economics (SGH) konnte dieses Jahr zudem ein weiterer Kooperationspartner gewonnen werden.
Die International School of Multimedia Journalism (ISMJ) vereint in einzigartiger Weise drei Säulen in der Ausbildung angehender JournalistInnen: praxisorientiertes Arbeiten, wissenschaftlich-thematische Auseinandersetzung sowie interkultureller Austausch. Den teilnehmenden Studierenden bietet sich so die Möglichkeit, gemeinsam mit internationalen KollegInnen unter professioneller Anleitung komplexe Themen multimedial umzusetzen und gleichzeitig wertvolle Erfahrungen für das spätere Berufsleben zu sammeln.
„Die Idee ist nicht nur, jungen JournalistInnen die Möglichkeit zu geben, gemeinsam mit KollegInnen aus anderen Ländern Geschichten zu erarbeiten,“ so Andreas Wenninger, Leiter des Österreichischen Kooperationsbüros in Lwiw. „Sondern ihnen auch bedeutsame interkulturelle und internationale Erfahrung zu ermöglichen. Was einst als bescheidener Versuch begann, ukrainische und österreichische Studierende miteinander zu vernetzen, hat sich zu einer vollwertigen internationalen Initiative entwickelt, die sowohl die Pandemie als auch mehrere Standortwechsel überstanden hat.“
„Das Projekt schafft nicht nur journalistische Qualität, sondern auch Vertrauen über Landesgrenzen hinweg. Gerade in bewegten Zeiten wie diesen ist es wichtiger denn je, dass junge JournalistInnen lernen, gemeinsam und länderübergreifend zu arbeiten“, so Daniela Süssenbacher, Head of Journalism & Media Management Study Programs an der FHWien der WKW.
Thema 2025: Künstliche Intelligenz und ihre gesellschaftliche Auswirkung
Im Zentrum der diesjährigen Projektarbeit stand das Thema KI und der Einfluss auf Gesellschaft, Demokratie und Kultur. Die Studierenden setzten sich in ihren Teams mit konkreten Aspekten auseinander, wie etwa dem Einsatz von KI in Psychotherapie, Bildung oder Überwachung. Innerhalb von fünf Tagen recherchierten sie, führten Interviews mit ExpertInnen, produzierten Video- und Audiomaterial und erstellten multimediale Beiträge, die zum Abschluss der Woche präsentiert wurden.
Begleitet wurden sie dabei von renommierten JournalistInnen und Medienprofis: Adela Dubaviec (Sojka.io, AFP), Khrystyna Zanyk (AFP), Oleksandra Iwaniuk (Universität Warschau) und Tetiana Kolesnychenko (Wirtualna Polska). Die Mentorinnen begleiteten die Gruppen und gaben wertvolle Impulse zur journalistischen Umsetzung sowie zur inhaltlichen Vertiefung der Themen.
Während die westliche Welt in einer psychischen Gesundheitskrise steckt, machen ForscherInnen und ÄrztInnen erste Schritte in eine neue Ära ihres Fachgebiets: den Einsatz künstlicher Intelligenz im Bereich der psychischen Gesundheit. WissenschaftlerInnen entwickeln neue Behandlungssysteme mit KI. Vom Analysieren von Netzhaut-Scans bis zum Erfassen von Sprachmustern – KI-Tools gelangen in klinische Studien und verändern die Zukunft der psychischen Gesundheitsversorgung grundlegend. Doch während Maschinen nun auch den Weg in Therapieräume finden, bleiben kritische Fragen zu Vertrauen, Sicherheit und Ethik offen. Multimedia-Reportage von Sigrid Debois Reuss, Laura Wurm, Mehriban Karimova, Anastasiia Shpylka und Viktoriia Polshyna. |
Im Zeitalter der allgegenwärtigen künstlichen Intelligenz ist Massenüberwachung längst kein fernes Science-Fiction-Szenario mehr, sondern eine drängende Realität. Multimedia-Reportage von Anja Bauer, Anastasiia Ordynets, David Lemser und Lea Rebenschütz. |
ChatGPT und andere KI-Werkzeuge sind längst Teil des universitären Alltags geworden. Doch was bedeutet das für unsere Kreativität und unser kritisches Denken? In diesem Artikel teilen drei Professor:innen aus der Ukraine und Polen ihre Begeisterung, Bedenken und Beobachtungen zur Wirkung von KI in der Lehre. Während Statistiken eine klare Sprache sprechen, drehen wir das Mikrofon um – und hören jenen zu, die den Wandel hautnah miterlebt haben: zwischen Aufbruch und Ambivalenz. Multimedia-Reportage von Lizi Nozadze, Tetiana Chaban, Julia Stürmer, Sofiia Melekh und Casper Brock. |
Was passiert, wenn künstliche Intelligenz auf dem Therapiesessel Platz nimmt? KI entwickelt sich rasant weiter – und wirkt dabei immer menschlicher. Manche Menschen wenden sich an Sprachmodelle wie ChatGPT, andere nutzen Mental-Health-Chatbots, die gezielt von Therapeut:innen entwickelt wurden. Doch die große Frage bleibt: Kann eine Maschine menschlichen Schmerz, Traumata und Heilungsprozesse wirklich verstehen? Multimedia-Reportage von Davit Tsakadze, Laura Pfundner, Alberte Caroline Greve und Anastasiia Kovtun. |
Kulturelle Dimension und gelebte Internationalität
Neben der intensiven Projektarbeit war auch der kulturelle Teil der Woche zentral: Die TeilnehmerInnen nahmen an einer Führung zu ukrainischen Erinnerungsorten in Warschau teil, besuchten die ukrainische Botschaft, trafen VertreterInnen der krimtatarischen Community und lernten die kulinarische Vielfalt der Region kennen. Die Auseinandersetzung mit der aktuellen Situation der Ukraine war dabei ebenso präsent wie der Blick auf europäische Perspektiven und Medienverantwortung.
Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema erhielten die TeilnehmerInnen im Rahmen der Input Lecture „The Impact of AI on Business and Society“ von Prof. Mikołaj Pindelski, Head of Sales Management Executive Program an der Warsaw School of Economics (SGH). Darin beleuchtete er die gesellschaftlichen Herausforderungen und Chancen von Künstlicher Intelligenz und machte diese anhand konkreter Beispiele greifbar.
Eine Dekade ISMJ: Rückblick und Ausblick
Was 2015 als bilaterale Initiative zwischen der FHWien der WKW und der UCU begann, hat sich zu einer international anerkannten Ausbildungsplattform entwickelt. Seit 2016 sind Partnerinstitutionen aus Dänemark und Georgien Teil der ISMJ, und auch in Warschau wächst das Netzwerk weiter. Insgesamt wurden in zehn Jahren über 80 multimediale Projekte produziert – über Themen wie Migration, Klimawandel oder Informationssicherheit. Die Erfolge der letzten Jahre, trotz Pandemie und Krieg, unterstreichen die Resilienz des Formats und seine Bedeutung für die journalistische Nachwuchsausbildung in Europa. Die nächste Ausgabe der ISMJ ist bereits in Planung und für 2026 stehen wieder relevante europäische Themen im Fokus: von der Rolle von Soft Power in Konfliktzeiten über KI-Anwendungen bis hin zu Fragen von Demokratie und Menschenrechten – Themen, die nicht nur für die Ukraine als EU-Beitrittskandidat von Bedeutung sind, sondern für Europa insgesamt.
Sämtliche bislang erstellten Reportagen sind unter https://multimediajournalism.eu/ abrufbar
Dank der Unterstützung des Bundesministeriums für Frauen, Wissenschaft und Forschung (BMFWF), des OeAD-Kooperationsbüros Lemberg, der OeAD GmbH sowie des Österreichischen Kulturforums Warschau konnte das Projekt auch im Jubiläumsjahr erfolgreich umgesetzt werden. Wir danken allen Partnerinstitutionen für ihre wertvolle Unterstützung und blicken nach vorne auf die nächsten zehn Jahre der ISMJ!
![]() Über die International School of Multimedia Journalism:Die ISMJ wurde nach der Annexion der Krim und dem Beginn des Russisch-Ukrainischen Kriegs 2014 ins Leben gerufen. Das Projekt entstand in Zusammenarbeit zwischen dem Studienbereich Journalism & Media Management der FHWien der WKW, der Ukrainisch-Katholischen Universität Lwiw und dem OeAD-Kooperationsbüro in Lemberg. Ziel war es, die Verbindung beider Länder zu stärken und ein Zeichen der Unterstützung für die Ukraine zu setzen. Seit dem zweiten Jahr ihres Bestehens sind die Danish School of Media and Journalism und das Georgian Institute of Public Affairs als weitere Projektpartner beteiligt. Weitere Informationen über die ISMJ und alle bisherigen Projektarbeiten können auf der Projekt-Website nachgelesen werden. Das Projekt wird mit finanzieller Unterstützung durch das Bundesministerium für Frauen, Forschung und Wirtschaft (BMFWF) durchgeführt und in Kooperation mit dem OeAD-Kooperationsbüro Lemberg, der Ukranian Catholic University sowie dem Österreichischen Kulturforum Warschau umgesetzt. |