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News

Nachbericht: CGBE Lectures, Sommersemester 2018

30. April 2018

Eine wichtige Aufgabe des Centers for Corporate Governance & Business Ethics ist die Förderung des interdisziplinären Diskurses im Hinblick auf wirtschafts- und unternehmensethische Aspekte. Seit 2012 gibt es daher jedes Semester die CGBE Lectures: Die Ringvorlesung wird von Studierenden, Lehrenden und der weiteren CSR-Community besucht. Auch im Sommersemester 2018 waren wieder international führende ExpertInnen als Vortragende zu Gast an der FHWien der WKW.

CGBE Lectures - Frank De Bakker
CGBE Lectures - Frank De Bakker
CGBE Lectures - Susanne Reindl-Krauskopf
CGBE Lectures - Susanne Reindl-Krauskopf
CGBE Lectures - Juliane Reinecke
CGBE Lectures - Juliane Reinecke

Getting CSR Going: Activists and CSR Managers
Prof. Dr. Frank De Bakker
Professor of Corporate Social Responsibility; IÉSEG School of Management

Professor Frank de Bakker präsentierte in seinem Gastvortrag im Rahmen der CGBE Lectures zwei seiner jüngsten Veröffentlichungen zu den Treibern von Corporate Social Responsibility (CSR) in Unternehmen. Zunächst beschrieb er Ergebnisse einer Untersuchung von NGOs im Lebensmittelsektor, bei der die Interaktion zwischen AktivistInnengruppen und Unternehmen in Fragen der CSR im Vordergrund stand. Seine Studie bietet einen Überblick darüber, welche Taktiken AktivistInnen anwenden, um Unternehmen zu beeinflussen und einen gesellschaftlichen Wandel zu bewirken. Er kategorisierte dabei die verschiedenen Aktivistenstrategien nach Beteiligungsintensität – sind bei den jeweiligen Aktionen nur wenige oder viele TeilnehmerInnen erforderlich? – und Form des Schadens oder Vorteils, der für die Unternehmen daraus entsteht: symbolisch oder materiell. AktivistInnenengruppen beginnen typischerweise mit kleinen Aktionen mit symbolischer Wirkung, die öffentliche Aufmerksamkeit erregen sollen. Zeigen diese Aktionen keine Wirkung, wird meist der öffentliche Druck durch beteiligungsintensivere Aktionen wie E-Mail-Proteste oder Boykottaufrufe erhöht, die häufig materielle Folgen für die betroffenen Unternehmen haben. Hier unterscheiden sich die AktivistInnen je nach ihrer ideologischen Ausrichtung deutlich in ihren Herangehensweisen und Zielsetzungen.
In einer weiteren Studie untersuchte de Bakker die Rolle von CSR-ManagerInnen, die innerhalb ihrer Organisation als „ThemenverkäuferInnen“ agieren, und beschäftigte sich unter anderem auch mit deren Selbstwahrnehmung. Seine Arbeiten liefern wichtige Erkenntnisse dazu, was CSR-ManagerInnen motiviert, innerhalb ihres Unternehmens gesellschaftlich relevante Themen zu ‚verkaufen‘, welche Strategien sie anwenden, um langfristig erfolgreich zu sein, und welche Rolle sie damit einnehmen. Er wirft damit neues Licht auf die Motivation, Bestrebungen und Strategien von AktivistInnengruppen als externen und CSR-ManagerInnen als internen „ThemenverkäuferInnen“.
Hier dazu ein kurzes Video.

Austrian Anti-Corruption Criminal Law: Concepts-Control-Concerns
Univ.-Prof. Dr. Susanne Reindl-Krauskopf
Leiterin des Instituts für Strafrecht und Kriminologie; Universität Wien

Professor Dr. Susanne Reindl-Krauskopf konzentrierte sich in ihrem Gastvortrag im Rahmen der CGBE Lectures auf die Bekämpfung von Korruption mittels strafrechtlichen Instrumenten.

In ihrem hervorragend aufbereiteten Vortrag skizzierte sie zunächst die historische Entwicklung strafrechtlicher Instrumente zur Korruptionsbekämpfung auf internationaler und europäischer Ebene und ging dabei besonders darauf ein, wie die Definition dessen, was als strafrechtlich relevantes Korruptionsverhalten gilt, sich im Laufe der Zeit erweitert und weiterentwickelt hat. Neben der Entwicklung des österreichischen Antikorruptions-Strafrechts diskutierte sie in ihrem Vortrag auch die in Österreich konkret vorhandenen Kontrollinstitutionen, nämlich die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) und das Whistle-Blower-System, das anonyme Meldungen ermöglicht. Ihrer Einschätzung nach wurden in Österreich in den letzten Jahren große Anstrengungen übernommen, um Korruption strafrechtlich zu bekämpfen und internationale Richtlinien einzuhalten.

Anhand von zwei realen Fallbeispielen, die Reindl-Krauskopf mit dem Publikum diskutierte, erläuterte sie schließlich sehr eindrücklich, dass in bestimmten komplexen Sachverhalten die bisherigen Regelungen allerdings möglicherweise noch zu kurz greifen und daher nicht geeignet sind, die Gesellschaft zur Gänze von schädlichen Auswirkungen der Korruption zu schützen.

Dem Vortrag folgte eine lebhafte Diskussion mit zahlreichen interessierten Fragen seitens Studierenden, wissenschaftlichen MitarbeiterInnen, Angestellten aus privatwirtschaftlichen Unternehmen sowie weiteren interessierten ZuhörerInnen.

5 years after Rana Plaza: Stitching Governance Institutions in Global Supply Chains
Prof. Dr. Juliane Reinecke
Professor of International Management & Sustainability; King’s Business School

Prof. Dr. Juliane Reineckes Gastvortrag widmete sich den Ergebnissen ihrer Forschungsarbeit zum „Rana Plaza“-Unglück vor fünf Jahren und den Entwicklungen bis heute: über 1.000 Menschen starben 2013 durch den Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch. Wie reagierte die Textilbranche auf die Katastrophe?

Neben eindrucksvollen Bildern und Erzählungen von ihren mehrmaligen Forschungsreisen nach Bangladesch brachte Reinecke dem Publikum einerseits die Theorie und Forschung zu Collective Action näher und berichtete andererseits detailliert über Entwicklungen zum Thema Arbeitsbedingungen in Bangladesch seit 2013. Dabei sprach sie insbesondere auch über das Management globaler Wertschöpfungsketten und die Strategien von AktivistInnen, die sich zunehmend direkt an die global bekannten Textilketten wenden, um auf diese Weise Druck auf die einzelnen Textilhersteller in Bangladesch auszuüben und die Sicherheit in den Fabriksgebäuden zu verbessern. Dabei verfolgten die AktivistInnen einerseits kooperative und andererseits konfrontative Strategien gegenüber den Textilketten.

Nach Ende des Vortrags gab es eine rege Diskussion mit vielen interessierten Fragen, vor allem auch seitens der Studierenden des Masterstudiums in Organisations- und Personalentwicklung der FHWien der WKW.

Direkt vor der CGBE Lecture wurden Prof. Dr. Juliane Reinecke und FH-Prof. Dr. Markus Scholz gemeinsam für eine Ö1-Radiosendung zum gleichen Thema interviewt. Hier zum Artikel.