Von 24. bis 26. September 2025 fand an der FHWien der WKW die internationale Fachtagung Caring for the City statt. Drei Tage lang drehte sich alles um die Frage, wie Stadt- und Tourismusentwicklung sektorenübergreifend inklusiv und zukunftsfähig gestaltet werden können. Die Konferenz brachte ExpertInnen aus Forschung, Verwaltung, Planung und Praxis zusammen, die über neue Formen nachhaltiger Stadtgestaltung & Tourismusformen diskutierten und dabei den Begriff des „Caring“ – der Achtsamkeit gegenüber Nachbarschaften, BewohnerInnen und Stadtteilen – in den Mittelpunkt stellten.
Ein Auftakt im Zeichen der Caring City
Eröffnet wurde die Konferenz mit einem Keynote-Dialog unter dem Titel Caring for the City in times of multiple crises and transformation. Nach einführenden Kurz-Keynotes von Cornelia Dlabaja (FHWien der WKW), Norbert Kettner (Wien Tourismus) und Julia Girardi-Hoog (Stadt Wien) entwickelte sich eine lebhafte Diskussion über die Herausforderungen urbaner Transformationen. Unter der Moderation von Wojciech Czaja diskutierten internationale ExpertInnen wie Alexandra Paio von der Universität ISCTE in Lissabon und Christoph Stoik von der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie über Strategien, die Städte widerstandsfähiger machen sollen. Sie beschäftigten sich dabei mit der Frage, wie urbane Räume in Zeiten multipler Krisen sowohl für BewohnerInnen lebenswert bleiben als auch auf die veränderten Anforderungen des Tourismus reagieren können.
Interdisziplinäre Perspektiven auf Stadt und Tourismus
In mehreren Round Tables zeigte sich die Bedeutung interdisziplinärer Ansätze für die Zukunft der Stadt- & Tourismusentwicklung. Im ersten Round Table unter dem Titel Regionale Entwicklung und Tourismus neu denken diskutierten VertreterInnen aus Wissenschaft, Politik und Praxis über neue Wege in der Steuerung von Tourismus- und Regionalentwicklung. Dabei wurde deutlich, dass nachhaltige Tourismusstrategien zunehmend auf Kooperation und langfristige Perspektiven angewiesen sind.
Der zweite Round Table widmete sich dem Thema Leerstand und Bestand und befasste sich mit der Frage, wie ungenutzte Erdgeschosszonen aktiviert werden können. Fachleute aus Stadtplanung und Wirtschaft zeigten Beispiele auf, wie diese Räume als Impulsgeber für lebendige Nachbarschaften, lokale Ökonomien und soziale Begegnungsorte dienen können. Die Diskussion machte deutlich, dass Leerstandsmanagement nicht nur eine planerische, sondern auch eine gesellschaftliche Aufgabe ist, die aktives Engagement und kreative Lösungen erfordert.
Placemaking als verbindendes Element
Ein besonderes Highlight bildete die Abschluss-Keynote von Ethan Kent, CEO der internationalen Initiative PlacemakingX. Unter dem Titel Placemaking in Tourism and Urban Development sprach er über die Bedeutung des öffentlichen Raums als Motor für Lebensqualität und soziale Teilhabe. Im anschließenden Gespräch mit Cornelia Dlabaja (FHWien der WKW), Patricia Davies von der Bezirksvertretung Innere Stadt, Katharina Höftberger von UIV (Klima- & Innovationsagentur der Stadt Wien) und Giovanna Marconi von der IUAV Universität Venedig wurde diskutiert, wie Placemaking als Brücke zwischen Stadt- und Tourismusentwicklung wirken kann. Dabei stand die Frage im Zentrum, wie Orte so gestaltet werden können, dass sie sowohl BewohnerInnen als auch BesucherInnen gleichermaßen zugutekommen.
Was bleibt: Impulse und Ideen aus ‚Caring for the City‘
In den insgesamt zwölf Panels der Tagung kristallisierten sich einige zentrale Linien für eine zukunftsorientierte Stadt- und Tourismusentwicklung heraus. Immer wieder wurde betont, dass Caring-Ansätze ein wesentliches Leitprinzip für Resilienz und soziale Nachhaltigkeit darstellen. Urbane Transformationen sollten experimentell, partizipativ und kleinräumig gestaltet werden, um lokale Bedürfnisse zu berücksichtigen und soziale Teilhabe zu fördern. Auch die Panels zum Tourismus machten deutlich, dass neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Stadtplanung, Tourismusorganisationen und Bevölkerung erforderlich sind, um Nutzungskonflikte zu vermeiden und Synergien zu schaffen.
Besondere Aufmerksamkeit galt den Themen Kurzzeitvermietung, Leerstandsaktivierung und der engeren Verzahnung von Tourismus- und Stadtentwicklungsstrategien. Darüber hinaus wurde die Rolle von Caring Communities hervorgehoben, die durch gemeinwohlorientiertes Handeln und lokales Engagement einen entscheidenden Beitrag zu lebenswerten Städten leisten können.
Die Fachtagung Caring for the City hat gezeigt, dass die Zukunft der Städte in der Zusammenarbeit liegt – zwischen Disziplinen, Institutionen und Menschen. Dabei sind die Vernetzung und der Austausch von besonderer Bedeutung und die Konferenz verstand sich als erste Plattform dazu. Wenn Stadtentwicklung als gemeinschaftliche Aufgabe verstanden wird, bei der ökonomische, ökologische und soziale Interessen in Einklang gebracht werden, können Städte resilienter, gerechter und lebenswerter werden. Caring for the City bedeutet somit nicht nur, Verantwortung zu übernehmen, sondern auch, aktiv Räume zu schaffen, in denen Achtsamkeit und Zusammenhalt den urbanen Alltag prägen.