Zum Hauptinhalt springen
Alumni Stories

Julian Paschinger

Mit wem sollten wir sonst diese Rubrik beginnen außer mit Julian Paschinger, frisch gekürter „Alumnus des Jahres 2011“? Im Rahmen der heurigen FHWien der WKW-Alumni&Co-Gala in der Hofburg wurde ihm dieser Preis verliehen, weil sein beruflicher Werdegang – er führte quer durch die heimische und ausländische TV-Landschaft – die Jury überzeugte. Paschinger studierte von 2006 bis 2011 Journalismus an der FHWien der WKW.

„Das könnt ihr auch“

Dass er länger als die vorgesehenen vier Jahre für das Diplomstudium brauchte, liegt wohl auch daran, dass er schon neben dem Studium als Redakteur arbeitete: „Lange Zeit tat ich mir schwer, mich neben meinem Job bei der Zeit im Bild (ZiB) aufzuraffen, die Diplomarbeit zu schreiben. Schließlich klappte es aber doch, wie so oft, mit dem Druck der letzten Deadline“, resümiert Paschinger. Was ist ihm vom Studium sonst noch in Erinnerung geblieben – und wie gefällt es ihm im österreichischen Journalismus? Wir haben den Alumnus zum Interview gebeten.

Julian, was machst du beruflich?

Seit Dezember 2009 bin ich Redakteur im Wirtschaftsressort der Zeit im Bild. Dort berichte ich über alles, wo Geld fließt, und immer öfter auch darüber, wo es eigentlich nicht fließen sollte. Hinter die Kulissen von großen Industriebetrieben zu schauen, mit Arbeitern zu sprechen, oder aber Wirtschaftsbosse und Politiker zu interviewen, ist eine tolle Aufgabe und spannende Herausforderung. Zur ZiB-Wirtschaft bin ich über ein Praktikum bei der ZiB2 gekommen. Nach sechs Semestern Studium, verschiedenen anderen Praktika und Okto-Gehversuchen war die Zeit reif, dachte ich. Also bewarb ich mich um ein Praktikum bei der ZiB2 und wurde genommen. Ich recherchierte, telefonierte, interviewte, sichtete, hinterfragte, textete und schnitt. Zehn, zwölf, manchmal 14 Stunden am Tag. Es machte mir großen Spaß. Und ich fiel auf. Ein paar Wochen später dann der Anruf: “Wann kannst du anfangen?”

Was ist dir von der FH in Erinnerung geblieben?

Endlose, aber lustige Stunden in den Schnitträumen des TV-Studios, die ständige aber lohnende Suche nach der “Gschicht” mit Anneliese Rohrer, Ausflüge ins “Kultürliche” der Kommunikationswissenschaft mit Thomas Bauer, Armin Thurnhers Aufgabe, einen leeren Raum journalistisch zu beschreiben sowie viele weitere Vorlesungen, Übungen oder Gastvorträge, durch die ich das journalistische Handwerkszeug lernen konnte. Vieles war spannend und lehrreich, manches war mühsam, aber nötig, und weniges war verzichtbar oder redundant.

Welche Lehrinhalte aus dem Studium kannst du in deinem jetzigen Job gut gebrauchen?

Ich weiß, was eine gute Geschichte ausmacht, und was nicht. Und wie man sie recherchiert, dreht, schreibt und schneidet. Ich habe gelernt, die richtigen Fragen zu stellen und richtig zuzuhören. Ich weiß, wie ich mit heiklen oder persönlichen Informationen umgehe. Bei ethischen Fragen kann ich mich auf mein Wissen und mein Bauchgefühl verlassen. Und ich weiß, wie Fernsehen funktioniert. Wie es gemacht wird, wie es gemacht werden sollte und welche Wirkung es erzielt. Ich muss also in den grundlegenden Dingen nicht mehr ausgebildet werden. Für RessortleiterInnen und ChefredakteurInnen hat das sicher einen großen Wert.

Hat sich dein Berufswunsch, den du als Erstsemestriger hattest, erfüllt?

Einen konkreten Berufswunsch hatte ich damals noch nicht. Ich wollte Fernsehen machen, soviel stellte ich zu Beginn meines Studiums schnell fest. Ich erfuhr vom Mitmach-Sender OKTO TV und gründete mit einigen StudienkollegInnen die Sendung “instinkt”. Alle zwei Monate berichteten wir über Pop- und Jugendkultur, filmten etwa bei Konzerten und in Clubs, interviewten Musiker, Künstler und Kreative. Es war eine tolle Spielwiese, wir konnten alles Mögliche und Unmögliche ausprobieren. Später machte ich Praktika bei SF1, APA Video, ATV Aktuell und Puls4 Austria News. Am Ende für die ZiB arbeiten zu können, war dann aber sicher ein Wunsch, der in Erfüllung gegangen ist.

Da hast du ja einige Redaktionen kennen gelernt: Wie erlebst du die österreichische Medienlandschaft?

Klein und krank. Man trifft immer wieder dieselben KollegInnen. Die Medien- und Meinungsvielfalt ist stark unterentwickelt. Eine Handvoll großer Konzerne teilt sich den Markt auf. Dazu kommen zweifelhafte Naheverhältnisse und Polit-Einmischung. Und bei vielen JungjournalistInnen auch schlechte Bezahlung, gerade bei Privatmedien. Es ist immer wieder erstaunlich, wie tief der Boulevard noch sinken kann. Und wie sehr sich die Politik daran orientiert.

Was möchtest du in Zukunft beruflich machen?

Gute Geschichten. Derzeit bin ich in der ZiB-Wirtschaft gut aufgehoben, kann mich  weiterentwickeln und habe einen spannenden und abwechslungsreichen Job. Ich möchte weiter alles aufsaugen, was mit Fernsehen zu tun hat, zum Beispiel Aufsager und Live-Situationen trainieren. Ich überlege, noch ein wirtschafts- oder medienbezogenes Studium anzuhängen. Außerdem würde ich gerne Arabisch lernen, um in Zukunft einmal aus dem arabischen Raum zu berichten.

Welche Tipps würdest du Journalismus-Studierenden heute geben?

Alle Tipps, jede Begabung und alle Motivation helfen nur wenig, wenn das nötige Glück fehlt. Ich war zur richtigen Zeit am richtigen Ort, habe mich engagiert, mich reingehaut, mir etwas zugetraut und bin damit aufgefallen. Das könnt ihr auch.