Zum Hauptinhalt springen
Alumni Stories

Florian Gossy

Florian Gossy hat 2013 sein Master-Studium am Institut für Journalismus & Medienmanagement abgeschlossen. Seit Oktober 2014 arbeitet er für den stern in Hamburg, zuvor hat er beim STANDARD den Datenjournalismus-Bereich aufgebaut. Sein Schwerpunkt liegt auf datenjournalistischen und interaktiven Geschichten.

„Ohne Entwickler in Medienhäusern geht es nicht.“

Warum hast du dich damals für das Studium beworben?

Der Ruf der FH war ausgezeichnet, die Lehrenden renommiert. Ich dachte mir, das Studium hier am Institut wäre der schnellste Weg in den Beruf. So war es dann auch.

Welche Praktika hast du im Rahmen des Studiums gemacht?

Das erste war bei der BVZ im Südburgenland. Nach dem Praktikum konnte ich dort als freier Redakteur über Fußball schreiben. Das habe ich eineinhalb Jahre lang gemacht und dort habe ich viel gelernt, vor allem unter Zeitdruck zu schreiben und viele Geschichten zu machen. Danach war ich zwei Monate bei Ö3 und habe gemerkt: Radio ist nichts für mich. Meine letzten beiden Praktikumsstellen waren bei derStandard.at und STANDARD. Das waren intensive drei Monate, danach hat man mich in der Online-Außenpolitik eingestellt.

Was machst du jetzt und wie bist du dorthin gekommen?

Seit wenigen Monaten bin ich beim stern in Hamburg. Hier arbeite ich in der Online-Redaktion im Bereich Datenjournalismus und Storytelling. Gemeinsam mit einem Kollegen bin ich für klassische datenjournalistische Geschichten zuständig, zusätzlich probieren wir neue Erzählformen aus. Wir sind Schnittstelle zwischen Text-, Video und Fotoredaktion von stern.de und dem gedruckten stern. Das Ziel ist, alle einzelnen Stücke herzunehmen und ein Narrativ zu entwerfen, das besser ist als die Summe der Einzelteile. Davor habe ich vier Jahre beim STANDARD gearbeitet, dort den Datenjournalismus-Bereich aufgebaut, Kollegen geschult und neue Formate entwickelt. Dann hat sich die Möglichkeit ergeben, nach Hamburg zu wechseln.

Was ist dir von der FH in Erinnerung geblieben?

Geblieben sind Freundschaften. Und geblieben ist das Mindset und der Anspruch an mich selbst: Kritisch sein, reflektieren, wissen, dass ich viele Dinge nicht weiß. Das habe ich während meiner Jahre als Student gelernt, auch wenn das nicht zwingend exklusiv im Studium passiert ist. Ich habe immer daneben gearbeitet.

Welche Lehrinhalte von der FH kannst du in deinem jetzigen Job gut gebrauchen?

Manche Inhalte vergisst man nicht, etwa was Armin Thurnher zum Thema Sprache und Sprachrichtigkeit gesagt hat. Oder Anneliese Rohrer über Ethik und Haltung und die österreichische Realpolitik. Manche Inhalte brauche ich dafür überhaupt nicht mehr, und bei anderen merke ich erst jetzt, wie viel ich davon mitgenommen habe. Da denke ich zum Beispiel an das Fach Redaktionsmanagement. Die Inputs in Sachen Online von den Lehrenden aus den USA wie Jeremy Caplan und Bill Mitchell haben meinen Horizont erweitert.

Hat sich dein Berufswunsch, den du als Erstsemestriger hattest, erfüllt?

Mein Ziel war es, Journalist zu werden. Also ja.

Wie erlebst du die (österreichische) Medienlandschaft und wie wird sie in 20 Jahren aussehen?

Der Druck auf den einzelnen im System Journalismus ist sehr hoch. Hoffentlich wird das besser, ich glaube aber nicht daran. So wie es aussieht werden General-Interest-Medien weniger Geld verdienen, das bedeutet, die Redaktionen dort werden noch kleiner. Das ist aus vielen Gründen ein Übel. Und dann verschwimmt die Grenze zwischen Journalismus und PR immer weiter, das sieht man schon jetzt. Für digitale Großprojekte, wo opulent Geschichten erzählt werden, gibt es kein Geld. Das lässt sich online nicht refinanzieren, es gibt kaum Budgets. Für Großkonzerne mit ihren Corporate-Angeboten hingegen sind das verglichen mit anderen Marketing-Kampagnen Peanuts. Darum werden immer mehr gute Erzähler, Schreiber, Fotografen, Videokünstler dorthin abwandern. Medienhäuser können sich ja jetzt schon kaum Entwickler leisten. Ohne geht es aber nicht.

Welche Fähigkeiten muss ein/e JournalistIn in Zukunft haben?

Die gleichen wie früher, denke ich. Wer schreibt wie Hunter S. Thompson muss wahrscheinlich nicht mal den Computer einschalten können. Alle anderen sollten zumindest einen HTML-Tag setzen können. Aber was weiß schon ich.

Worauf können JournalistInnen in Zukunft getrost verzichten?

Ein bisschen weniger Meinungselemente und ein paar mehr Reportagen, das fände ich schön.

Wo bzw. wie siehst du deine persönliche Zukunft im Journalismus?

Gute Frage. Ich bin hier in Hamburg derweil sehr glücklich. Außerhalb des Journalismus könnte ich mir gut vorstellen, NATO-Generalsekretär zu werden. Aber ich weiß nicht, ob die mich haben wollen.